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Bootsfahrt ab Lahnstein – Reisebericht 1 Woche

Eine Woche mit der Linssen AC 35 vom 22.6.-29.6.2020 auf der Lahn

Nach 14 Jahren gemeinsamer Bootstouren sollte zum ersten Mal die Lahn das Fahrgebiet sein, angedacht mit einer 38er Jetten. Da uns Frau Dankert von Ferien-auf-dem-Wasser bereits im November 2019 darüber unterrichtete, ab 2020 werde auch eine nagelneue 35er Linssen verfügbar sein, änderten wir unsere Meinung und damit indirekt auch den geplanten Törnverlauf. Eine Woche Lahn ab Lahnstein wäre angesichts der schiffbaren Flussstrecke (2x 67 km) und der Zahl der Schleusen (24) zeitlich großzügig bemessen. Aus diesem Grunde sollte mit einem zweitägigen Vorprogramm Lahnstein-St. Goar-Lahnstein begonnen werden. Wem allerdings nur noch 75 PS anstelle 110 PS für 31 km zu Berg unterhalb der so genannten „Gebirgsstrecke“ zur Verfügung stehen, der sollte wissen, dass er umplanen darf. Ein bisschen Rhein sollte es dennoch sein: Anstelle der Lorelei wollten wir wenigstens Kaiser Wilhelm in Koblenz „unsere Ehre erweisen“. Wir haben den Ausflug zum Deutschen Eck in keiner Weise bereut; aber wenn man trotz Vollgas auf dem Rückweg pausenlos von Fußgängern überholt wird, hat man auch gelernt, dass man selbst mit 110 PS im Rücken nicht unbedingt bis St. Goar fahren sollte.

Zurück zum Anfang: Bei einer Anfahrt aus Richtung Lahnstein (B 260) sollte man nach dem Passieren des Ortsschildes nicht mehr auf das Navi hören. 250m nach dem Unterqueren der Eisenbahnbrücke „kippt“ urplötzlich ein Sträßchen steil nach rechts ab. Kurz darauf wird jeder glauben, es gehe nicht mehr weiter. Doch, es geht! Unbeirrt weiterfahren, der Weg öffnet sich zum Parkplatz, der wiederum direkt an den Anlegesteg grenzt. „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ – wird Ihnen aber nicht die freundliche Navistimme verraten.

Die Übergabe in Lahnstein war unproblematisch. Nagelneu schließt auch auf einer Linssen kleine Unterlassungssünden nicht aus. Ein Abtropfkorb neben der Spüle wäre schön, ein Abzieher in der Dusche eigentlich selbstverständlich. Gut, dass wenigstens an die Doppelkorntrinker gedacht wurde, anderenfalls hätten wir keine Eierbecher gehabt. Was noch? Nachdem uns Claudia Kleinert vorab über dauerhaft 30 Grad Celsius informiert hatte, ließen wir es betont ruhig angehen.

Den Montag unternahmen wir erst einmal nichts; nach der nautischen Rhein-Ouvertüre am Dienstag steuerten wir Kutschers Marina in Bad Ems an. War sie nun halbvoll oder halbleer? Dem einstigen Bad von Weltniveau hätten wir auch in Corona-Zeiten insgesamt eine höhere Besucherfrequenz zugetraut. In Bad Ems wurde uns bereits vor Augen geführt, dass das Lahntal seine besten Zeiten hinter sich hat. Wir merkten es auch an der Tarifgestaltung: Im Tal galt, sofern kassiert wurde, einheitlich 1,0 €/m zuzüglich Strom.

Entlang dem Spielbank-Komplex wurde an der Römerstraße im Pflaster eine Art „Walk of Royals“ angelegt. In der Tat beeindruckend, wer alles Bad Ems seine Aufwartung gemacht hatte. Neben den Königlichen aus ganz Europa, insbesondere aus dem zaristischen Russland, kurten vornehmlich Schriftsteller (u.a. Victor Hugo) und Komponisten (u.a. Richard Wagner) und als politischer Exot Ferdinand Lassalle. Allerdings, der letzte unter allen Honorablen war spätestens 18?? in Bad Ems zu Gast gewesen – länger zurück als vorgestern. Beeindruckend nach wie vor das penibel gepflegte, wahrhaft grandiose Erscheinungsbild am Ufer der Lahn. Pompös ist fast untertrieben! Gegessen wurde in Hottes Stadl, einem Biergarten im Kurpark in Sichtweite von Zar Alexander II. Einfache, aber sehr schmackhafte Gerichte, zubereitet vom 84-jährigen Chef. Möge er noch lange so rüstig bleiben! Eigentlich ein Muss: Mit der Standseilbahn Kurwaldbahn hinauf zur Bismarckshöhe, von wo aus sich dem Besucher ein herrlicher Blick über Bad Ems und das Tal erschließt.

Für den dritten Tag hatten wir uns nicht viel vorgenommen. Wir folgten der Lahn durch die fantastisch sattgrüne Tallandschaft zwischen Westerwald und Taunus, passierten insgesamt nur drei Schleusen und legten einen ersten Halt in Dausenau ein. Die verfügbaren Anleger im Ort sind kaum breiter als 1,5m, allerdings recht gut anzusteuern. Wie in Lahnstein wollten wir auch in Dausenau dem berühmten Wirtshaus an der Lahn einen Besuch abstatten. Fehlanzeige. Seit 2,5 Jahren verwaist, eine Wiedereröffnung aus Altersgründen vermutlich ausgeschlossen. Nach einem lohnenswerten Spaziergang durch einen gefühlt „abgehängten Ort“ blieb der Lahnhof die gastronomische Alternative. Während auf dem Wasser den ganzen Tag über nichts passierte, ging es auf dem begleitenden Lahntal-Radwanderweg bedeutend lebhafter zu. Die Situation auf dem Fluss änderte sich auch bei der Ortsdurchfahrt von Nassau nur wenig. Obwohl Stammsitz der Großherzöge von Luxemburg und des Königshauses Oranien-Nassau legten wir keinen Stopp ein. Bei 30 Grad Celsius hielt sich der Ehrgeiz in Grenzen, die 90m zur Burg Nassau „hochzukrabbeln“. Wir passierten alsbald das Kloster Arnstein und erreichten nach 16 km unser Tagesziel Obernhof. Der kostenfreie Anleger ist vergleichbar mit dem in Dausenau, obwohl „man eigentlich bereits hätte mit dem Bau einer richtigen Steganlage angefangen haben wollen“: Aktuell gilt immer noch 1,5m breit und keine Bordversorgung, aber wunderschön zu Füßen der Weinlage Goetheberg gelegen. Die gastronomische Situation ähnlich dürftig wie an anderer Stelle beschrieben. So kamen wir doch noch zu unserer Bergtour. 60m rauf, 55m runter in circa 30 Minuten und wieder zurück, schöne Talblicke inklusive. Unser Ziel das Landhotel Treis in Weinähr. Eine richtige Entscheidung.

Der 4. Tag: Erneut nur drei Schleusen, die im Übrigen allesamt von äußerst freundlichen wie hilfsbereiten Schleusenwärtern bedient werden. Vorbei am reizvoll gelegenen Laurenburg erreichten wir nach 19 km Fahrt durch eine idyllische Tallandschaft Balduinstein, dem touristischen Zentrum im Lahntal mit reichlich Liegeplätzen an langen Stegen, mit Strom, Wasser und Fäkalienentsorgung. Im Ortskern die stark gefährdete Burgruine Balduinstein und oberhalb die derzeit geschlossene Schaumburg. Dazu drei Hotel-Restaurants unterschiedlicher Preiskategorien. Ein Grund zwei Nächte zu bleiben. Den ersten Abend hatten wir im Landhotel zum Bären mit ambitionierter Küche und entsprechenden Preisen gebucht. Der Michelin-Stern, den das Haus zumindest 2012 noch zierte, ging verloren, geblieben ist die wunderbare Möglichkeit – bei entsprechendem Wetter – in der Gartenlaube oder im Pavillon inklusive Lahnblick zu speisen.

Der 5. Tag: Die Fahrt stromaufwärts führte vorbei an Staatlich Fachingen, ab Diez verliert die Lahn ihren Talcharakter, schnell kam Limburg in Sichtweite. Den Dom zu Limburg sollte jeder kennen. Die quirlige Altstadt mit ihren unzähligen, größtenteils aufwändig renovierten Fachwerkhäusern ist schlichtweg ein Traum. Höchst erfreulich, dass sich die Zahl der Leerstände auf einem unteren Level hält. Der Hauptort des gleichnamigen Bistums und Sitz des neu gewählten Vorsitzenden der Bischofskonferenz gehört sicherlich nicht zu den „vernachlässigten Orten“ im Lahntal.

Auf die 6 km lange Weiterfahrt zum schiffbaren Ende der Lahn in Steeden wurde verzichtet. Von Limburg ging es die 15 km zurück nach Balduinstein. Vor Diez tauchten kurz die Turmspitzen von Schloss Oranienstein auf. Das Barockschloss fährt man bei Bedarf besser mit dem PKW an. Zu Abend gegessen wurde natürlich auch. Im Hotel / Gasthof Hergenhahn ging es deutlich reduzierter zu als am Vorabend. Die umsichtig agierende Servicekraft beeindruckte mit jugendlich natürlicher Liebenswürdigkeit. Chapeau!

Am Samstag profitierten wir immer noch von hochsommerlichen Temperaturen. Die Lahn wird als das Paddlerparadies in Deutschland beschrieben; da hatten wir erwartet, dass es auf dem Fluss turbulenter zugehen würde. Es war nicht so, dass überhaupt keine (Steh-)Paddler oder Kanuten unterwegs gewesen wären, aber im Vergleich mit dem Chaos auf der Müritz-Havel-Wasserstraße oder bei der Schleuse Wolfsbruch war es Ende Juni ein entspanntes Sommervergnügen. Nach fünf Schleusungen in der Traumlandschaft des Lahntales erreichten wir den Anleger Dausenau und kehrten abends wieder in den Lahnhof ein. Geboten wurde ein vernünftiges Essen zu angemessenen Preisen.

Obwohl im Zuge der zu-Berg-Fahrt alles bereits gesehen und erlebt wurde, der Kurbereich von Bad Ems beeindruckte auch bei der zweiten Durchfahrt. Tanken und Wasser bunkern bei Kutscher, das war’s von einem eindrucksreichen Wochentörn!!

Ich erlaube mir aus Wolfgang Banzhafs Flussführer Die Lahn zu zitieren: Im Vergleich mit den anderen Nebenflüssen des Rheins „bleibt für die Lahn nur das Attribut der Verträumtheit“. Wie war, wie war! Die aktuelle, penibel recherchierte, leider vergriffene Ausgabe des Guide Die Lahn datiert aus dem Jahre 2012 und wird möglicherweise nach dem Tod des Autors nicht mehr überarbeitet werden. Dass nach langen acht Jahren hie und da Veränderungen eingetreten sind, ist normal. Abweichungen gravierender Art, die wir während des Törns feststellten, und persönliche Anmerkungen im Folgenden:

  1. Vom HWS (höchst schiffbarer Wasserstand) waren wir weit entfernt, alle Brücken konnten ohne Abbau der Persenning passiert werden;
  2. Das „Alte Wirtshaus an der Lahn“ in Dausenau ist seit 2,5 Jahren geschlossen;
  3. Der „Lahnhof“ in Dausenau existiert noch und kann empfohlen werden; der Eigentümer ist 74 Jahre und macht wie lange noch(?);
  4. Ein Weingut Schloss Langenau in der Nähe der Weinhochburgen Obernhof und Weinähr kannte keiner der Schleusenwärter; Burg und Campingplatz gibt es noch;
  5. Die Telefonnummer des Hafenmeisters vom MYC Schaumburg in Balduinstein ist nicht mehr gültig, wird normal auch nicht benötigt; Platz ist ausreichend vorhanden.
  6. Nur nicht wundern, wenn Sie kein Netz für‘s Handy haben. Muss auch nicht, es ist ja Urlaub!!!

Hinweise: Entdecken Sie weitere Gebiete für Hausbootferien in Deutschland: mit dem Hausboot die Müritz erkunden oder eine Bootsfahrt durch Berlin und Brandenburg zu unternehmen, was kann es Spannenderes geben? Mieten Sie ein Hausboot und Sie werden begeistert sein!