Ein Reisebericht mit dem Hausboot zwischen Lattes und Argens – 9 Tage Hausbootfahrt
Besatzung: 4 Erwachsene und 4 Kinder zwischen drei und 10 Jahren
Hausboot: Penichette 1400 FB (4 Kabinen), Vermieter Locaboat Holidays
Gebiet: Camargue und Canal du Midi
Am 31.03. sind wir mit unseren Autos gegen 14.30 Uhr in Lattes im Hafen „Port Ariane“ angekommen. Der Weg dorthin war sehr gut im Bordbuch beschrieben. Uns erwartete ein wunderschöner Hafen. Das Hafenbecken ist umgeben von sehr schönen Häusern ähnlich eines Hafendorfes wie in Mecklenburg. Im „Hafendorf“ gibt es ein Geschäft und eine Pattisserie, welche sogar am Sonntagvormittag geöffnet haben. Auch ein kleines Restaurant befindet sich dort.
Wir konnten unsere Sachen vom Parkplatz aus sofort auf unser Boot bringen. Es war bereits fertig. Zum Transport des Gepäcks stehen Bollerwagen zur Verfügung. Nachdem wir uns dann etwas eingerichtet hatten begaben wir uns ins Büro von Locaboat und wurden in deutscher Sprache betreut. Hier erhielten wir bereits sehr gute Informationen und Tipps zum Fahrgebiet. Da wir eine Einwegfahrt machten, wurde auch der Rücktransport zum Boot zügig geklärt.
Nach der Übergabe der Unterlagen im Hafenbüro begaben wir uns alle dann wieder an Bord und es kam dann auch gleich der Techniker zu uns. Die Einweisung erfolgte ebenfalls auf Deutsch.
Auf Grund der langen Autoreise verzichteten wir auf eine Hafenausfahrt am Anreisetag. Dafür gingen wir gemütlich im Hafen essen und genossen den ersten Schluck französischen Weines. Auch die Kinder waren müden und schliefen die Nacht über wie Steine.
Am nächsten Morgen holten wir uns Croisants und Baguettes von Janette und Cloudette, aßen diese im Bett und wurden fett. – Kleines Gedicht der Kinder, worüber sie sich jedes mal köstlich amüsierten. Es gibt übrigens sehr viel mehr Worte die sich auf „et“ reimen, dass ist übrigens sehr nett :).
Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir dann um 09:30 Uhr los. Nach ca. 10 Minuten erreichten wir unsere erste Schleuse bei der wir uns per Sprechanlage anmeldeten. Die Schleuse wird fernbedient, ist videoüberwacht. Das Schleusen funktionierte problemlos.
Die Fahrt ging dann weiter Richtung Palavas les Flots. Davor erreicht man eine Kreuzung, an der wir nach rechts in Richtung Etang de Thau abbogen. Nach kurzer Fahrzeit erreicht man eine Pontonbrücke, wo wir uns die Frage stellten, wie die denn wohl geöffnet wird. Der Brückenwärter sah uns kommen, ging auf die Brücke und „fuhr“ mit einem Teil der Pontonbrücke los, die sich somit öffnete. Man lernt nicht aus und sieht immer wieder Neues.
Linker Hand befindet sich dort auch die Kathedrale von Maguelonne. Wir machten dort an der Kaimauer fest um einen Tipp der netten Dame von Locaboat zu folgen. Zu Fuß liefen wir an der Kathedrale vorbei zum Mittelmeer. Der Fußmarsch (mit Dreijährigem teilweise auf der Schulter) dauerte nur 15 Minuten. Es erwies sich als Supertipp. Im Sommer kann man dort am Strand schon einen ganzen Tag verweilen. Wir suchten mit den Kindern Steine mit Löchern, die wir auf eine Schnur zu einer Kette auffädelten. Auch fanden wir am Strand sehr viele größere Muscheln, die wir zur Dekoration mit an Bord nahmen. Da wir im Frühjahr dort waren und das Wasser doch noch sehr „frisch“ war, verzichteten alle freiwillig auf das Baden.
Wieder zurück an Bord entschlossen wir uns sofort loszufahren, um die Hubbrücke in Frontignan noch zu schaffen. Diese öffnet nur 2 x täglich. Das erste mal um 09:00 Uhr und das zweite mal um 17.00 Uhr. Also Hebel auf den Tisch und ab ging die Post. Wir wussten, es wurde sehr sehr knapp. Dank des aussergewöhnlichen Kapitäns (der auch den Bericht schrieb) ;-), kamen wir wirklich genau zu der Zeit an, als die Brücke öffnete und die ersten Boote durchfuhren. Wir brauchten noch nicht einmal wesentlich die Geschwindigkeit verringern, so pünktlich waren wir.
Kurz hinter Frontignan erreicht man dann den Etang de Thau. Für dessen Überquerung benötigt man gute zwei Stunden. Es ist empfehlenswert den Etang nicht bei mehr als drei Beaufort zu überqueren. Gerade wenn der Wind vom Mittelmeer her kommt, hat man diesen quer zur Fahrtrichtung und das kann dann sehr ungemütlich werden.
Auch hier wollten wir einem Tipp folgen, der besagt, dass die Häfen am Etang de Thau in Bouzigues, Meze oder Marseillan sehr schön seien. Das können wir was die Häfen in Bouzoigues und Meze betrifft bestätigen. Es sind aber fast reine Seglerhäfen und die Gastliegeplätze sind wirklich mehr als rar. Wenn, dann sollte man die Häfen wirklich nur am frühen Nachmittag anlaufen. Hinzu kommt, dass die Häfen sehr windanfällig sind. Man sollte sein Boot also wirklich sehr gut manövrieren können. Wir mussten also beide Häfen wieder verlassen und um die Austernzucht herum wieder weiter auf dem Etang fahren. Den letzten Hafen in Marseillan sind wir dann bewusst nicht mehr angelaufen, zumal im Kanalführer auch stand, dass dort die Liegeplatzgebühren sehr hoch sein sollen.
So befuhren wir dann mit dem Hausboot den Canal du Midi. Die Einfahrt zum Kanal erkennt man an einem kleinen Leuchtturm mit Leuchtfeuer bereits von weitem. Vor der ersten Schleuse im Canal, kurz vor der Kleinstadt Agde, machten wir dann fest. Ein kleiner Abendspaziergang rundete den Tag dann ab.
Am Morgen unseres zweiten Fahrtages radelte der Kapitän zunächst nach Agde und kaufte dort wiederum Baguettes und Croissants, diesmal auch zusätzlich eine Flasche schönen Rotweines für den Abend, denn wer weiß wo wir „landen“ würden.
Ach wie ist es doch schön in Ruhe zu frühstücken und sich ganz entspannt auf den Tag vorzubereiten. Der Hunger war groß, denn die Fahrt mit dem Fahrrad zum „Wecken“ holen war ca. 5 km lang.
Gegen 09:30 Uhr legten wir dann zur ersten Schleusung ab. Einige Kilometer später kam die Rundschleuse von Agde, an der man früher auch Richtung Mittelmeer abbiegen konnte. Ein schönes Bauwerk, wo bequem 5 bis 6 Boote mit einem Mal schleusen können. Obwohl in unserem Kartenmaterial feste Schleusenzeiten standen, wurden wir sofort nach Ankunft geschleust.
Unser Tagesziel Beziers war somit 100 % -ig sicher. Hinter Port Cassafieres, dem größten Hafen von Le Boat am Canal du Midi und der Camargue, begann ein asphaltierter Fahrradweg, der bis Beziers parallel den Canal begleitete. Wir machten am Ufer fest, luden die Kinderfahrräder ab und drei der Kids sowie ein Erwachsener fuhren dann mit dem Rad nebenher. Es machte Ihnen sehr viel Spaß und die Kinder würden abends sicher wieder sehr früh schlafen.
In Beziers angekommen, machten wir zwischen den beiden Schleusen direkt in der Stadt fest. Anlegeplätze gibt es hier ausreichend. Mit dem Fahrrad erkundete einer die Stadt, um am nächsten Morgen Baguettes zu holen. Ca. 15 Minuten Fußweg vom Hafen entfernt findet man ein sehr großes Shoppingcenter mit vielen internationalen Modelabels, aber auch Restaurants, Kino, Bowlingcenter, Einkaufsmarkt und vieles mehr……man kann bzgl. Punkt 1 sagen, ein Paradies für die Frauen.
Am nächsten Tag machten wir uns dann in Richtung Schleusentreppe von Fonsarannes auf den Weg. Dieses Bauwerk ist schon sehr beeindruckend. Sieben direkt hintereinander folgende Schleusen. Wir wurden durch den Schleusenwärter mit unserer 1400 FB und einer Salsa und Calypso von Le Boat in die erste Schleuse „gepresst“. Das Tor hinter dem letzten Boot ging wirklich gerade so passend zu. Das Schleusen machte sehr viel Spaß und war auch sehr interessant. Mehrere Kindergarten – und Schulklassen waren zugegen und schauten interessiert zu.
Oben angekommen wartete auf uns eine über 50 km lange Fahrt ohne Schleusen.
Hier jetzt einfach mal ein paar Worte zum Canal du Midi an sich:
Man sagt ja immer, dass der Canal du Midi sehr schleusenreich sei. Das stimmt einerseits schon, aber andererseits minimiert sich das wieder durch die Schleusentreppe oder die Mehrkammerschleusen. Uns und den Kindern hat es auf jeden Fall immer Spaß gemacht.
Der Canal du Midi hat auch seinen besonderen Reiz durch die fortwährenden Platanenalleen links und rechts am Ufer. Die Bäume stehen größtenteils in ca. 4 Meterabständen sind ca. 15-20 m hoch und bieten dadurch im Sommer viel Schatten. Die Wurzeln der Bäume sind alle in den Kanal gewachsen und geben diesen dadurch zusätzlichen Halt. Ein Großteil dieser Bäume soll 2012 gefällt werden. Wir werden uns diesbezüglich noch nach Recherchen äußern.
Das Bild des Canals wird weiterhin durch die unzähligen Weinfelder geprägt. Immer wieder findet man schöne Restaurants am Ufer, die zum Anhalten einladen. Weinverkostungen werden häufig angeboten.
Für die Nacht haben wir dann in Le Somail festgemacht. Ein sehr schöner Anleger mit Restaurants, einem Einkaufsschiff und einer Bücherei. In dem Einkaufschiff haben wir unsere morgendlichen Baguettes und Croissants bestellt und einige andere kleinen Dinge einkaufen können.
Das Wetter welches an diesem Tag teilweise regnerisch war sollte am nächsten Tag besser werden. Wir hofften darauf. Nach einem Gläschen Wein oder war es eine Flasche, gingen wir müde ins Bett.
Am nächsten Morgen sah der Himmel wieder blau aus, doch leider zog es sich in den folgenden Stunden wieder zu. Gott sei Dank regnete es aber den ganzen Tag kaum, es hatte sich aber merklich abgekühlt. Naja, wir haben schließlich Anfang April.
An diesem Tag fuhren wir bis nach La Redorte. Die Etappe war 26 km lang und wir mussten 7 Schleusen, davon zwei Doppelkammerschleusen passieren. Den Kindern machte das Schleusen immer wieder Spaß und bei jeder Brücke wurde sich wieder aufs Dach gestellt, um den Brückenbogen zu berühren.
Ein schönes malerisches Dörfchen auf dieser Strecke ist Ventenac-en-Minervois. Hier gibt es einen Weinkeller und ein Weinmuseum. Ein Halt lohnt sich. Weitere Liegehäfen wie in Paraza, Roubia, Argens und Homps folgten.
Eigentlich wollten wir an diesem Tag noch etwas weiter in Richtung unseres Umkehrpunktes Carcassonne fahren, aber wegen dem Wetter und der Möglichkeit in La Redorte Strom und Wasser zu bekommen blieben wir dort.
Das würde aber heißen, dass wir für den Donnerstag 35 km mit 18 Schleusen vor uns hatten. Wir hofften auf schöneres Wetter.
Der Morgen brach an und die Sonne schien bereits ins Boot als wir aufstanden. Der Himmel sah vielversprechend blau aus und das blieb er auch den ganzen Tag. Das Frühstück viel an dem Tag etwas kürzer aus, wir wollten schnell los.
Alles klappte prima. Meistens waren die Schleusen bereits geöffnet als wir ankamen. Wir schleusten mehrmals mit einem anderen Boot zusammen und fuhren von Schleuse zu Schleuse gemeinsam weiter. Mittags waren wir in Trebes. Ein sehr schöner Ort mit Hafen von Le Boat und Geschäften und Restaurants am Canal. Hier machten wir Mittagspause. Wir aßen Nudeln mit Tomatensauce an Deck. Währenddessen füllten wir auch den Wassertank. Und schon ging es weiter Richtung Carcassonne.
Vor Carcassonne verläuft eine Straße neben dem Kanal und dann taucht linker Hand die Festung auf. Beeindruckend. Obwohl man so weit weg ist, erscheint sie riesig. Die Schleuse in Carcassonne wollten wir noch passieren, was wir auch gerade noch so um 18.00 Uhr schafften. Der Hafen verfügt über Strom, Wasser, Toiletten, Duschen und sogar über Waschmaschinen. Eine Ausstattung, die am Canal du Midi selten ist. Pro Nacht bezahlt man jedoch EUR 13,- für das Boot und pro Erwachsenen EUR 2,-. Kinder unter 10 Jahre bezahlen nichts. Im Preis ist dann aber auch Wasser und Strom enthalten.
Vor der Schleuse in Carcassonne gibt es aber auch weitere Liegeplätze ohne Service.
Wir lagen dort im Hafen jedoch super und man ist in unmittelbarer Nähe der Innenstadt. Am Hafen grenzt ein kleiner Park mit einem kleinen Kinderspielplatz an. Ein Mc Donalds und ein Supermarkt befinden sich dort ebenfalls.
Der Freitag gehört ganz der Festung Carcassonne. Im Hafenbüro (Capitainerie) haben wir gleich bei Ankunft die Fahrtzeiten des Busses (Linie 4) bekommen, sowohl für die Abfahrten von der Haltestelle, die sich ebenfalls beim Park befindet, sowie die Rückfahrzeiten von Carcassonne.
Eines vorweg: Wir haben den ganzen Tag für Carcassonnne eingeplant, wie sich herausstellen sollte, Gott sei Dank. Nach kurzer Fahrzeit (EUR 1,- pro Erwachsener, Kinder unter 10 Jahre frei) sieht man bereits die Festung und erkennt wie riesig diese ist. Innerhalb dieser Festung kommt man in einen Ort mit Restaurants (fast alle auch mit Außenbestuhlung), einem 5 Sterne Hotel, Souvenirläden, Schmuckgeschäften, Boutiquen und anderen Geschäften. Wir laufen aber zunächst zwischen der äußeren und zweiten Schutzmauer entlang. Wenn man das einmal um die Festung macht, braucht man bestimmt 1,5 Stunden. Nach einiger Zeit gehen wir jedoch in das Innere und genießen den Ort. Zum Essen verweilen wir in einem der Restaurants. Einige Souvenirs werden schnell gefunden. Am Nachmittag begeben wir uns noch in das Zentrum der Festung. Nur hier muss man Eintritt zahlen. Für den Rundgang kann man sich Audioguides mieten (empfehlenswert).
Nach der Führung setzten wir uns wiederum außen an eines der Restaurants, trinken Kaffee und genießen die Nachmittagssonne. Am späten Nachmittag kehren wir mit dem Bus zum Hafen zurück.
Der Ursprung von Carcassonne entsteht bereits 118 v. Chr. Durch die Gründung der römischen Siedlung Crassus. Immer wieder fällt die Stadt in den folgenden Jahrhunderten in andere Hände. Ein Grafenschloss und eine Kathedrale entstehen. …… Aber lesen Sie selbst in den Prospekten nach. Carcassonne hat eine beindruckende Geschichte.
Für den Samstag ist ganztägiger Regen angesagt. Am Freitagabend ist der Wind sehr stark, nachts werden einige unserer Crew durch starken Regen wach. Am nächsten Morgen….. strahlend blauer Himmel und wenig Wind. Da wir es an diesem Tag zurück bis zur Doppelkammerschleuse Nr. 50 (Anguille) schaffen wollen, verlassen wir bereits kurz nach 09:00 Uhr den Hafen. Gegen 12:30 Uhr erreichen wir die Schleuse Nr. 46 bei Trebes. Der Schleusenwärter macht Mittagspause und wir entdecken direkt oberhalb der Schleuse einen kleinen Laden, eine Confiturerie. Wie gehen dorthin und probieren einige der vielen Konfitüren, auch mit Wein….. lecker, lecker, lecker. Nehmen Sie sich die Zeit zum Verkosten, wir haben dort einiges gekauft, auch wieder den leckeren Rotwein.
Wir sind dann an dem Tag noch bis zur Schleuse Nr. 50 bei km 133 gefahren um dort zu übernachten und den Ostersonntagmorgen zu verbringen. Diese fanden wir schon bei der Hinfahrt sehr schön, da dort viele Kunstwerke ausgestellt sind. Wir können Ihnen nur empfehlen, nach oder vor dem Passieren der Schleuse festzumachen und sich diese Kunstwerke, die man im übrigen auch kaufen kann, anzuschauen.
Am frühen Morgen des Ostersonntages versteckte der eine Papa an Land Ostereier und Schokolade für die Kinder, der andere fuhr mit dem Fahrrad ins Dorf und holte Baguettes. Nach der Eiersuche und ausgedehntem Frühstück begannen wir den letzten Fahrtag mit dem Boot. Bereits am frühen Nachmittag passierten wir die letzte Schleuse vor Argens und machten einige hundert Meter dahinter am Ufer fest. Hier aßen wir zu Mittag und einige hielten bei wunderschönem Wetter an Deck einen kleinen Mittagsschlaf. Am Abend fuhren wir dann nach Argens und gaben dann am nächsten Morgen das Boot zurück.
Weitere Ideen für Hausboote mieten in Frankreich – gerne beraten wir Sie bei der Planung Ihres Hausbooturlaubes!